Dieser Band fünf der The Boys: Gnadenlos-Edition ist der dickste der Reihe und hält nicht nur weitere Entwicklungen der Boys im Kampf mit den Seven um den größenwahnsinnigen Anführer Homelander parat — nein, wir bekommen auch endlich den Einblick in das Leben von Butcher, der uns bisher verwehrt blieb.
Wer ist Greg Mallory?
Aber bis es dazu kommt, setzt Autor Garth Ennis sich erstmal mit dem Gründer der Boys, Colonel Greg Mallory, auseinander. Wir erfahren mehr über seine Erlebnisse im 2. Weltkrieg, wie es dazu kam, dass er die Boys gründete und warum er als über 90-jähriger eigentlich noch so topfit ist. Zudem muss auch Mallory mit einem schweren Schicksalsschlag, der unmittelbar mit den Supies zusammenhängt, zurecht kommen.
Nach einem Gespräch mit Mallory landet unser Lieblings-Schotte Hughie Campbell wieder bei den Boys, nicht ohne Butcher klar zu machen, dass er von nun an keine Marionette mehr sein und in alles eingeweiht werden will. Gleich beim nächsten Einsatz, bei dem es um Jack from Jupiter (einer der Seven) und den Mord an einem Transgender geht, kommt es fast zur Eskalation zwischen den Boys und den Seven, was noch so gerade abgewendet werden kann. Aber dennoch kommt es zu einem tragischen Todesfall…
Die Lebensbeichte des William Butcher
Das letzte Drittel des Bandes widmet sich dann dem Leben von Butcher. Am Sarg seines Vaters stehend, erzählt er seine Lebens- und Leidensgeschichte. Die Jugend war geprägt von Gewalt durch den Vater, Liebe der Mutter und der guten Seele seines kleinen Bruders. Er diente im Falklandkrieg, fröhnte — ganz wie sein Vater — dem Alkohol und leichten Bekanntschaften und prügelte sich durch sein Leben. Bis ihm Becky begegnete, seine Traumfrau, die ihn auf den Pfad der Tugend, ohne Gewalt und Alkohol, zurückbrachte.
Selbst die schweren Zeiten um die Trennung seiner Eltern und den Tod seines Bruders konnten ihn nicht mehr zurückwerfen. Becky und Butcher heirateten und waren glücklich miteinander. Eines Tages aber, als sie im Urlaub auf ein paar Superhelden trafen, veränderte sich Becky schlagartig über Nacht und verschloss sich immer mehr ihrem geliebten Billy. Drei Monate später passierte dann unfassbares, als Becky einen Superhelden-Säugling gebahr und selbst dabei starb. Butcher tötete das Kind und rastete vollkommen aus. In einer Heilanstalt sitzend wurde er von Mallory kontaktiert, um ihn für die Boys zu gewinnen. Als Butcher Beckys Tagebuch in die Finger bekam, las er dann schwarz auf weiß, wer Beckys Vergewaltiger und für die Tragödie verantwortlich war: Ein Superheld namens Homelander…
Garth Ennis fährt in diesem Band nochmal richtig auf. Die Geschichte um Mallory ist schon sehr gut geschrieben, aber Butchers Lebensgeschichte liest sich so tragisch, dass man dabei einen dicken Kloß im Hals hat. Man fühlt geradezu die Wut auf seinen Vater, die Lust an der Gewalt, die große Liebe zu Becky und den tiefen Schmerz und den Hass nach ihrem Tod. Den Schlusspunkt auf diese Tragik setzt Ennis dann aber wieder mit einer für ihn (und The Boys) typischen respektlosen Pointe… Das ist autorentechnisch einfach ganz großes Kino! Und auch zeichnerisch leistet Darick Robertson hier großartige Arbeit.
Fazit
Alles in allem hat Band fünf der The Boys: Gnadenlos-Edition mehr ruhige, als die gewohnt krassen und actionreichen Momente — aber das tut der Geschichte hier richtig gut! Und dennoch bereitet sie heimlich, still und leise den Boden vor für das große — und dann auch sicherlich wieder bombastische — Finale in Band sechs. Auf geht’s!