Ein Bierstreik hat sämtliche Brauereien lahm und die Saloons trockengelegt. Der Unmut der Bevölkerung Neu-Münchens ist groß, so dass sie Lucky Luke um Hilfe bitten. Der Lonesome Cowboy reist also nach Milwaukee, der „Hauptstadt des Bieres“ – und erlebt einen Kulturschock. In dem Industrie-Städtchen wird hauptsächlich Deutsch gesprochen und auch ansonsten wird nach allerlei germanischer Gepflogenheiten gelebt. Um den Konflikt zwischen dem mächtigen Bierbaron Frederick Martz und den von Karl Marx inspirierten Gewerkschaftlern aufzulösen, muss der Revolverheld all sein Geschick aufbringen. Und als Martz für die Ankurbelung der Produktion auf Zwangsarbeit durch Sträflinge setzt, bekommt er es auch noch mit vier wohlbekannten Knastbrüdern zu tun…
Lucky Luke bei den Goten
… könnte man fast geneigt sein, den neuen Band zu nennen. Denn analog zu seinem (zum Glück!) mittlerweile doch sehr in die Jahre gekommenen Asterix-Pendant, persifliert Lucky Luke Band 102: Letzte Runde für die Daltons die Eigenheiten von uns Deutschen in Perfektion. Nicht nur, dass sich Autor Jul unseres Lieblings-Getränks, dem Bier, annimmt. Nein, auch andere deutsche Traditionen, Gebräuche oder Angewohnheiten werden durch den Kakao gezogen. Das ist meist sehr gekonnt – manchmal mit dem Holzhammer, manchmal feinsinnig – aber nie böswillig oder herabwertend. Auf die dunkle deutsche Vergangenheit wird zum Glück kaum herumgeritten. Und wenn, dann entspringt es dem feinen Wortwitz, den Klaus Jöken wieder treffend ins Deutsche übersetzt hat.
Einzig auf die obligatorischen Lederhosen, in denen der Großteil in diesem Land höchstens zum Oktoberfest herumläuft, hätte ich verzichten können. Aber es finden sich auch weitere, nicht-deutsche Anspielungen in diesem Band. In einer Szene entdeckt man tatsächlich eine Hommage an Waldorf und Statler aus der Muppet-Show. Wir lernen einen Vorfahren von Donald Trump kennen, der es scheinbar genauso wie sein künftiger (Ur-)Enkel nicht so mit der Moral hat. Und die letzten Seiten, auf denen sich die Daltons die Decknamen Jörg, Wilhelm, Jakob und Hänsel (!) geben, sind eine Hommage an den Louis de Funès-Film „Die große Sause“. Auch Zeichner Achdé überzeugt in der mittlerweile fünften gemeinsamen Arbeit mit Jul. Zudem ist der Comic mit 46 Seiten gar zwei Seiten länger, als man es von Lucky Luke-Abenteuern gewohnt ist.
Fazit
Lucky Luke Band 102: Letzte Runde für die Daltons ist ein richtig lustiger, toll gezeichneter Comic in der Tradition von Goscinny und Morris, der sich dennoch frisch und modern anfühlt. Nach dem schwächeren Vorgänger um Rantanplans Arche drehen Autor Jul und Zeichner Achdé nun wieder richtig auf und haben ein großartiges Abenteuer mit Lucky Luke aufs Papier gebracht. Dieses und weitere Abenteuer von und mit Lucky Luke gibt es unter anderem im Egmont Shop.