Heiligabend im Jahr 1937. Simeon Lee ist ein richtiger Familien-Tyrann. Umso überraschender ist es, dass er seine gesamte Verwandtschaft an Weihnachten zu sich einlädt. Doch wie immer beginnt er sofort damit, alle zu beleidigen und zu provozieren – und wird schon bald tot aufgefunden. Wer aber hat ihm die Kehle durchgeschnitten? Als Hercule Poirot zur Hilfe gerufen wird, muss er erkennen, dass jedes der Familienmitglieder genügend Gründe hatte, den alten Mann zu hassen …
Weihnachten voller Mord und Misstrauen
Agatha Christie gilt als Königin des Verbrechens. Sie schuf viele Krimiromane und Kurzgeschichten, die sich milliardenfach verkauft haben. Mit Agatha Christie Classics: Hercule Poirots Weihnachten spendiert der Carlsen Verlag nun eine sehr schöne Comic-Adaption des klassischen Romans aus der Feder der Grande Dame der Kriminalwelt. Die Story startet mit der Ausgangssituation um das Weihnachtsfest beim alten Patriachen Simeon Lee und baut sich bis zum Mordfall gemächlich auf. Bis Poirot auftaucht, vergehen einige Seiten. Autorin Isabelle Bottier hält sich hier dicht ans Originalwerk und auch die Zeichnungen von Callixte können sich wahrlich sehen lassen.
Die Ermittlungen Poirots kommen dann sehr unaufgeregt und dennoch akribisch daher und laden den Leser zum Mitraten ein. Es entwickelt sich ein klassischer „Who-Done-It“-Fall und ausnahmslos jeder könnte der Mörder sein, haben doch alle Protagonisten ihre eigenen Motive zum Mord an Mister Lee. Man fühlt sich ein wenig an den großartigen Film „Knives Out“ erinnert, der eine ähnliche Ausgangslage hergibt. Das Ende kam für mich tatsächlich ein wenig unerwartet, wähnt ich mich doch auf einer falschen Fährte – gut so! Ein positiver Nebeneffekt war dann noch, dass aufgrund des Settings und des Plots beim Lesen der Lektüre sogar ein wenig Weihnachtsstimmung aufkam.
Fazit
Action bekommt man in Agatha Christie Classics: Hercule Poirots Weihnachten nicht. Aber wer das Werk von Frau Christie kennt, weiß, dass man das auch gar nicht erwarten sollte. Stattdessen begeistert Hercule Poirot in diesem wirklich lesenswerten – und sehr schön anzusehenden – Comic mit toller ruhiger Ermittlungsarbeit. Mir macht das jedenfalls Lust auf weitere Comic-Adaptionen von Agatha Christie, die ebenfalls beim Carlsen Verlag erschienen sind.