Spider-Man Collection von J. M. Straczynski: Band 1

Cover zu „Spider-Man Collection von J. M. Straczynski: Band 1“
(Bild: Panini Verlag)

Wenn es einen Spider-Man-Autor gibt, der sich traute, wirklich mit den Grundfesten der Figur zu rütteln, dann ist es J. Michael Straczynski. Sein Run in „The Amazing Spider-Man“ – beginnend mit Ausgabe #30 (Vol. 2, 1999) bis #58 und dann weiter in der umnummerierten klassischen Zählung von #500 bis #514 – ist ein wilder Ritt durch Existenzfragen, Beziehungsdramen, Vampirmonster und die dunklen Ecken von Peters Seele. Lange wurde eine Gesamtausgabe gefordert – jetzt liegt der erste Band aus dem Hause Panini endlich vor!

Der Spinnentotem und die großen Fragen

Direkt zu Beginn trifft Peter auf Ezekiel, einen mysteriösen Mann mit denselben Kräften wie er – und mit einer noch mysteriöseren Theorie: Was, wenn die Spinne Peter nicht zufällig gebissen hat? Was, wenn seine Kräfte Teil eines alten, mystischen Spinnentotems sind? Diese Idee stellt Peters ganzes Selbstverständnis in Frage und zieht sich wie ein roter Faden durch den Run. Auch der vampirähnliche Gegner Morlun betritt die Bühne – übermächtig, uralt, furchterregend.

Währenddessen kehrt Peter als Lehrer an seine alte Schule zurück, was ihm neue Tiefe verleiht – nicht nur als Held, sondern als Mensch, als Mentor. Zwischen den Schultagen und Schurkenkämpfen entwickelt sich die Beziehung zu Mary Jane neu. Sie werden nach ihrer Trennung wieder ein Paar, ziehen erneut zusammen und ihre Verbindung fühlt sich – selten im Superheldenkosmos – echt, reif und liebevoll an. Tante May entdeckt währenddessen das Geheimnis um die Identität Spider-Mans – und hat mit den Folgen zu kämpfen.

Besonders eindringlich ist die 9/11-Ausgabe (#36), eine stille, kraftvolle Reflexion über reale Tragödien. Spider-Man ist hier nicht als Kämpfer zu sehen, sondern als Symbol für Mitgefühl und Menschlichkeit. Ein Highlight ist auch die Jubiläumsausgabe #500: eine nostalgische Zeitreise durch Peters Leben, begleitet von Doctor Strange. Eine Liebeserklärung an die Figur und ihre Historie.

Im weiteren Verlauf wird die Totem-Theorie weiter vertieft und dunkle Visionen nehmen zu. Am Ende des Bandes kommt es dann zu einer der umstrittensten Spider-Man-Stories überhaupt. Es wird enthüllt, dass Gwen Stacy einst eine Affäre mit Norman Osborn hatte – aus der Zwillinge hervorgingen, die nun erwachsen sind und Peter für alles verantwortlich machen. Eine hoch emotionale Story und für mich ein weiteres Highlight in diesem Band! Dieser wird im übrigen zeichnerisch von John Romita Jr. sowie Mike Deodato getragen und sieht auf allen Seiten fantastisch aus.

Fazit

Wow, was für ein Klotz von einem Buch! Auf diesen ersten über 1000 Seiten wird klar, was dieser Run ist – Straczynskis Werk ist ambitioniert, philosophisch und voller Herz. Er hebt Spider-Man auf eine neue Ebene, ohne ihn ganz zu entfremden – auch wenn sicher nicht jede Storyline nach über zwanzig Jahren gut gealtert ist. Aber für mich als ziemlichen Newbie, was Spider-Man angeht, ist das mit Abstand das beste, was ich vom Spinnenmann je gelesen hab. Großartige Unterhaltung, die nachklingt und einfach Spaß macht. Ich freue mich schon wie Bolle auf Teil 2, der für Ende des Jahres angekündigt ist.

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