Teenage Mutant Ninja Turtles – Splitter Collection Band 7

Cover zu „Teenage Mutant Ninja Turtles – Splitter Collection Band 7“
(Bild: Splitter Verlag)

Nach dem bombastischen, verlustreichen Showdown im letzten Band der Collection steht die Welt unserer Schildkröten nicht mehr still. In Teenage Mutant Ninja Turtles – Splitter Collection Band 7 gelingt es dem Autorenteam um Tom Waltz, Kevin Eastman und Bobby Curnow einmal mehr, die Serie auf einem erstaunlich hohen erzählerischen Niveau zu halten – und zugleich in neue, moralisch komplexe Richtungen zu lenken.

Ein neuer Shredder?

Der vielleicht gewagteste erzählerische Kniff dieser Ära ist zugleich ihr stärkster: Splinter übernimmt die Führung des Foot Clans. Was zunächst wie ein krasser Tabubruch wirkt, erweist sich als der logische nächste Schritt in einer Welt, in der Moral längst keine festen Konturen mehr hat. Splinter agiert mit Kalkül, Härte und gelegentlich fragwürdiger Kompromissbereitschaft. Die Turtles müssen sich mit der bitteren Realität arrangieren, dass ihr Vater nicht länger ausschließlich der weise Sensei ist, sondern zum politischen Spieler geworden ist. Diese Rollenverschiebung wirkt nie erzwungen, sondern ist konsequent aus den Ereignissen der vorherigen Ausgaben entwickelt. Die Differenzen zwischen den Brüdern, besonders Leonardo und Michelangelo, vertiefen sich. Während Leo versucht, seine Loyalität zu wahren, spürt Mikey mehr denn je, wie sehr sie sich von ihrem Vater entfremden. Es ist die klassische Frage nach Zweck und Mittel – mit Ninja-Schwertern.

Im weiteren Verlauf geraten die Turtles in Konflikt mit Darius Dun, einem skrupellosen Geschäftsmann, und den Street Phantoms – von Dun finanzierte Krieger, die auf mysteriöse Weise geisterartig zu sein scheinen. Zwischendurch reisen unsere grünen Freunde nach Burnow Island, um den Fugitoiden bei der Erweckung der narkotisierten Utroms zu helfen. Dabei geraten sie an Leatherhead, einen mutierten Alligator, der nicht das zu sein scheint, was er vorgibt… Auch die Mutanimals – die tierischen Mutantenfreunde um Old Hob – gewinnen weiter an Profil. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Serie moralische Grauzonen auslotet: Hob als Revolutionär mit zweifelhaften Methoden, Splinter als pragmatischer Clanführer, Darius Dun als fanatischer Unternehmer. Schwarz-Weiß-Malerei? Fehlanzeige. Dieser Story-Arc ist erwachsen, ohne zynisch zu sein. Und komplex, ohne überladen zu wirken.

Menschliches in den Nebenhandlungen

Auch abseits der Kampfhandlungen setzt die Serie ihre hervorragende Charakterarbeit fort. April O’Neil emanzipiert sich mehr und mehr als unabhängige Forscherin und moralischer Kompass. Ihre Beziehung zu den Turtles bleibt ein ruhender Pol in einer Welt im Umbruch. Casey Jones wiederum muss sich in einem tragisch-realistischen Nebenplot mit dem Erbe seines Vaters Hun und den Schatten seiner Herkunft auseinandersetzen. Es sind diese „kleinen“ Geschichten, die der Serie die emotionale Tiefe verleihen, die so viele Superheldencomics vermissen lassen.

Die visuelle Gestaltung bleibt auch in diesen Ausgaben auf hohem Niveau. Künstler wie Ken Garing, Mateus Santolouco, Dave Wachter oder Cory Smith liefern stilistisch unterschiedliche, aber durchweg starke Arbeiten ab. Besonders Santolouco gelingt es immer wieder, Kampfszenen mit kinetischer Energie zu versehen und zugleich die Charaktere ausdrucksstark zu inszenieren. Das Design der Welt – ob Hightech-Labore, schmutzige Hinterhöfe oder der modifizierte Turtle-Van – bleibt liebevoll und detailreich. Farblich dominieren düstere, erdige Töne, passend zur zunehmend ernsteren Grundstimmung.

Fazit

In Teenage Mutant Ninja Turtles – Splitter Collection Band 7 wird alles andere als durchgeatmet. Im Gegenteil: Die Serie verlagert den Fokus von der reinen Action auf politische und moralische Fragestellungen – ohne dabei an Tempo oder Spannung zu verlieren. Der „Splinter-ist-Shredder“-Twist ist dabei nicht nur gewagt, sondern ein Paradebeispiel für mutiges und kohärentes Storytelling. Die Teenage Mutant Ninja Turtles sind erwachsen geworden – und das auf die bestmögliche Weise.

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