Die Moral der römischen Legion ist auf dem Tiefpunkt. Cäsar ist am Ende mit seinem Latein. Was tun, um die Laune der römischen Legionäre wieder zu heben? Da tritt Visusversus, der oberste Medicus der Armee, mit seiner „weißen Iris“ – einer Methode zu positivem Denken – auf den Plan. Cäsar gefällt der Gedanke, doch austesten soll der Medicus dies an einem bestimmten, uns wohlbekannten Dorf in Gallien. Dort angekommen bekehrt er die rauflustigen, Fleisch essenden Gallier im Handumdrehen. Weniger Prügeleien, weniger Wildschwein, mehr Gemüse, Sport treiben, Konflikte mit Worten lösen statt mit Backpfeifen. Asterix hingegen durchschaut die üblen Machenschaften, die hinter der so freundlichen Fassade des fremden Römers stecken. Doch dieser hat noch ein Ass im Ärmel. Gutemine, die Frau des Häuptlings Majestix, die sich in ihrer Ehe unwohl fühlt und von höherem träumt, als nur die First Lady des Dorfes zu sein…
Zurück zu altem Glanz
Sie sind zurück! In Band 40: Die weiße Iris erleben Asterix und Obelix ein neues Abenteuer. Es ist das erste, welches komplett ohne Einfluss von Albert Uderzo (der im Jahr 2020 während der Arbeit am Vorgänger-Band „Asterix und der Greif“ verstarb) entstand. Und es ist das erste gemeinsame Werk von Zeichner Didier Conrad und dem neuen Autor Fabrice Caro, genannt Fabcaro, der Jean-Yves Ferri (vorerst?) abgelöst hat. Und was soll ich sagen – der Mann hat es drauf! Lange habe ich mich bei einem Asterix-Abenteuer nicht mehr so gut unterhalten gefühlt. „Der Greif“ hat mir von allen Nach-Uderzo-Bänden schon am besten gefallen, aber Die weiße Iris setzt dem ganzen nochmal eine gehörige Schippe oben drauf.
Ok, die Grundprämisse ist nicht neu. Dass ein Auswärtiger mit ungewohnten Methoden Unruhe ins Dorf bringt, gab es schon in „Streit um Asterix“, „Obelix: GmbH & Co. KG“ sowie „Asterix und Maestria“. Doch die Szenerie, die Gags, die Anspielungen auf das aktuelle Zeitgeschehen – das fühlt sich alles gut und richtig an und vermittelt einem das wohlige Asterix-Gefühl, welches sich so lange nicht mehr eingestellt hat. Insbesondere Obelix kann mich endlich wieder richtig überzeugen, auch der trübsal blasende Majestix im zweiten Teil des Bandes sorgt für viele Schmunzler. Und Obelix‘ Versuch, mit einem Tretroller zu fahren, könnte genau so aus einem Goscinny-Album entsprungen sein.
Auch die vielen positiven „Glückskeks-Sprüche“ machen Laune, einigen haben absolutes Potential, in den allgemeinen Sprachgebrauch über zu gehen. Ein großes Lob, wie immer, an den Übersetzer Klaus Jöken, der den Wortwitz von Fabcaros Scrpit gekonnt ins Deutsche übertragen hat. Die Zeichnungen von Didier Conrad werden ebenfalls immer besser – nur der Look Cäsars wird mir bei ihm wohl auf ewig nicht gefallen.
Gibt es auch Kritik? Natürlich. Das Album wirkt ein wenig in zwei Abschnitte geteilt, da hätte ich mir einen flüssigeren Übergang gewünscht. Und die Idee, dass das Dorf moralisch entzweit wird, ist, wie oben bereits erwähnt, nicht neu. Andererseits kam Fabcaro gut mit den 44 Seiten zurecht. Im Gegensatz zu den Ferri-Alben (die irgendwie immer mit der Seitenzahl haderten) hatte man hier nie das Gefühl, dass die Geschichte irgendwo gehetzt oder gestreckt wurde.
Fazit
Vom besten Asterix seit 40 Jahren war teilweise im Netz die Rede. Ist dem so? Ich glaube ja. Mit dem Tod Goscinnys fehlte den Abenteuern der Gallier, insbesondere unter der Einzel-Regie von Uderzo, das gewisse Etwas. Teilweise drifteten sie ins Lächerliche ab („Gallien in Gefahr“) oder krankten an einer grauenvollen Übersetzung („Latraviata“). Mit dem neuen Duo Conrad/Ferri gab es zwar wieder Licht am Ende des Tunnels („Papyrus des Cäsar“ und „Der Greif“), die Qualität schwankte aber immer noch zu sehr nach unten („in Italien“ und „Tochter des Vercingetorix“).
Asterix Band 40: Die weiße Iris zeigt nun, dass es auch anders gehen kann. Der Comic atmet den Geist Goscinnys (auch wenn dieser unerreicht bleiben wird) und Fabcaro scheint den Gallier noch besser zu verstehen, als es Ferri bisher hinbekommen hat. Sollte er nun auch noch ein genauso gutes (oder gar besseres) Reiseabenteuer, was ja die hohe Kunst der Asterix-Comics ist, hinbekommen, dann könnte ein würdiger Nachfolger Goscinnys gefunden sein.
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