Meine erste Rezension könnte passender nicht sein für ein Nordlicht, oder?
Wer kennt ihn nicht, den dänischen Trickfilm „Walhalla“ aus den 80er Jahren. Wohl kaum jemand, der ihn damals nicht gesehen und den kleinen Riesen Quark ins Herz geschlossen hat. Bei mir ist es tatsächlich bestimmt über 25 Jahre her, dass ich den Film gesehen habe. Aber da ich ihn in guter Erinnerung hatte, wollte ich die Comic-Gesamtausgabe von Walhalla aus der Edition Roter Drache mal antesten. Ich sollte nicht enttäuscht werden…
Er enthält die ersten drei Ausgaben der unter anderem von Peter Madsen und Henning Kure erdachten 15-bändigen Comicserie Walhalla, die die nordischen Mythenlieder amüsant in Comicform nacherzählen. Das schicke Hardcover mit Goldprägung muss sich vor den Gesamtausgaben der „großen Verlage“ wahrlich nicht verstecken. Neben den drei Alben gibt es ein Sammelsurium von Hintergrundinfos, Skizzen, Bonus-Comic und vieles mehr. Sogar Textauszüge der „wirklichen“ Mythenlieder findet man hier. Man merkt schon, dass absolute Kenner und Liebhaber an der Erstellung dieser Ausgabe beteiligt warten.
Die Geschichten handeln von Thor, seinem Blutsbruder Loki, den Menschenkindern Tjalfi und Röskva, dem Allvater Odin und vielen anderen Göttern der nordischen Mythen. Quark taucht nur kurz auf, erhält aber in den kommenden Bänden der Gesamtausgabe mehr Aufmerksamkeit.
Dass sich die Autoren in einigen Dingen an Asterix und anderen Franko-Belgiern orientieren, schadet den Comics keinesfalls. Sie sprühen vor Humor, zeitloser Gesellschaftskritik (unter anderem die Rolle der Frau) und auch die ein oder andere Anspielung auf andere Comics oder (damalige) popkulturelle Dinge kann man wiederfinden. Fungiert das erste Album rund um den Fenris-Wolf noch eher als eine Einführung der Charaktere, kommt das zweite Album um Thors Brautfahrt in bester Asterix-Reiseabenteuer-Manier richtig in Fahrt. Und auch Album Nummero drei über Odins Wette sprüht vor Ideen und Wortwitz, wenn es auch etwas zu wirr daher kommt.
Einziger Wermutstropfen – die Zeichnungen! Gerade die ersten beiden Alben sind wirklich hässlich gezeichnet. Während Gebäude, Hintergründe und Tiere noch gut anzusehen sind, haben die Figuren (insbesondere die Erwachsenen) teilweise „Kifferaugen“, völlig überzeichnete Gesichtszüge und merkwürdige Proportionen. Das nimmt zum Glück ab dem dritten Album ab und ein Blick ins Internet zeigt mir, dass Peter Madsens Zeichnungen von Album zu Album besser werden.
Von daher kann ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Jeder, der sich für die nordische Mythologie, schöne Abenteuer im frankobelgischen Stil und skandinavischem Charme begeistern kann, sollte zugreifen. Einzig für die gruseligen Zeichnungen der ersten beiden Geschichten ziehe ich einen Punkt ab. Dennoch macht es ordentlich Lust auf mehr …