Eine Weihnachtsgeschichte

Cover zu „Eine Weihnachtsgeschichte“
(Bild: Panini Verlag)

Scrooge ist eine eiskalte Geschäftsfrau. Sie macht sich nichts aus Weihnachten und kann dem ganzen Drumherum ums Fest nichts abgewinnen. Egal ob Angestellter oder Nichte, niemand kann die Meinung der störrischen Dame ändern. Als sie eines nachts vom Geist ihres früheren Geschäftspartners Jacob Marley anschließend noch von drei Geistern heimgesucht wird, gerät die anti-weihnachtliche Stimmung von Scrooge ins Wanken. Wird sie ihre Meinung ändern und zu einem besseren Menschen werden?

Die Weihnachtsgeschichte – einmal mit weiblicher Note

Jeder kennt sie, viele lieben sie: Eine Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Sie ist meine absolute Lieblings-(Weihnachts-)Geschichte und so kenne ich sie dann auch in und auswendig. Die Comic-Adaption von José-Luis Munuera verfolgt nun einen etwas anderen Ansatz. Anstelle des alten Geizkragens Ebenezer Scrooge geht es hier um die knallharte Geschäftsfrau Elizabeth Scrooge. Nicht weniger kaltherzig als ihr klassisches männliches Ebenbild agiert sie im London des 19. Jahrhunderts zur Weihnachtszeit, die Grundprämisse der Geschichte ist ebenfalls die gleiche. Es kommen Bob Cratchit und sein Sohn Tiny Tim vor, die drei Geister der unterschiedlichen Weihnachten und ihr alter Partner Jacob Marley.

Doch es gibt auch ein paar Unterschiede. Ist Scrooge im Original mit einem Neffen gesegnet, hat es Elizabeth mit der Tochter ihres verstorbenen Bruders zu tun. In ihrer Kindheit ist sie mit einer untreuen Mutter und einem herzlosen Vater geplagt. Und vor allem das Ende weicht ein wenig von der Ursprungsgeschichte ab. Denn Elizabeth vollzieht keine komplette 180 Grad-Wendung, sie bleibt sich ihren Prinzipien treu und wirkt taffer als der plötzlich manisch-glückliche Ebenezer. Glücklich hingegen machen mich die Zeichnungen. Die sehen fantastisch aus, Munuera versteht es perfekt, das weihnachtliche verschneite London oder die Epochen der drei Weihnachtsgeister in unterschiedlichen Farbtönen einzufangen.

Fazit

Eine Weihnachtsgeschichte bringt den alten, gewohnten Stoff in einer neuen, etwas anderen Interpretation aufs Papier. Scrooge ist hier eher eine Anti-Heldin, die man nicht ins Herz schließen mag. Sie lernt aus ihrer Lektion, ja, aber dennoch beginnt sie nicht plötzlich alles und jeden zu lieben. Ein interessanter, sehr realistischer Ansatz, wie ich finde. Dazu sieht die Story fantastisch aus und darf eigentlich bei keinem Fan des Werks von Charles Dickens fehlen.

Ich danke dem Carlsen Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

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